Hallo Hunde von Haunberg!
Diese Nachricht ist nur für Euch, weil ich Euch ein paar Geheimnisse verraten muss, die Eure Menschen besser nicht kennen sollten, weil sie die sonst meinen Menschen weitersagen. Aber das sind wirklich gute Tricks, wenn Ihr Eure Menschen ein bisschen besser in den Griff bekommen wollt.
Also habe ich zu erst einmal den Fresstischfuß angeknabbert, dann die Vase „zufällig“ mit meinem Schweif erwischt und umgekippt und schließlich die Schublade gefunden, in der sie süßes Fressen aufbewahren. An der Schublade habe ich so lange gekratzt, bis einige von ihnen aufgestanden sind, um mit mir die Schublade zu untersuchen. Darin haben wir dann zum Beispiel Schokolade für mich gefunden, die ich gleich mit auf den Balkon genommen habe, damit sie mir keiner wegfressen kann. Da haben sie sich wieder hingesetzt und weiter gefressen.
Als ich die Schokolade fertig gefressen hatte und sie noch immer um den Fresstisch saßen und nicht mit mir spielten, habe ich Blumen am Balkon gefunden, die ich näher untersuchen musste. Die Blumen waren nicht gut, aber die Erde, in der sie steckten, duftete hervorragend. Also habe ich die Erde aus dem Topf herausgeholt, in dem sie steckte, und damit ein bisschen gespielt.
Plötzlich kam mein Herrchen und hat mir alles weggenommen. Er hat gar nicht gebellt dabei, nur ein bisschen geknurrt. In dem Moment ging mir ein Licht auf: Ich verstand, dass er nicht gerne bellt, wenn er mit mir bei anderen Menschen ist. Das habe ich mir gut gemerkt, und das müsst Ihr auch einmal probieren: Wenn Eure Menschen bei anderen Menschen sind, könnt Ihr viele Dinge machen, die Eure Menschen nicht mögen, weil sie bei den anderen Menschen nicht so gerne bellen.
Das ist ganz anders als bei uns Hunden. Wir würden grade erst recht ein lautes Bellkonzert machen, damit auch das andere Rudel weiß, wer von uns die Bosse sind.
Da hab’ ich mir gedacht, ich zeige denen einmal, wie das mit dem Bellkonzert geht, und hab sie angebellt. Das haben sie zuerst gar nicht ernst genommen. Sie fanden es „süß“; na ja, ich bin ja auch noch jung und habe eine jugendliche Stimme. - Aber nach einiger Zeit, in der sie noch schnell was fraßen, haben sie sich gegenseitig die Pfoten gegeben, und unser Rudel ist nach Hause spaziert. So ähnlich wie das ist, wenn Hunderudel aufeinander treffen, sich gegenseitig anbellen und dann ihrer Wege gehen.
Also meine zwei Geheimtipps sind:
Erstens: Wenn Eure Menschen andere besuchen und für Euch keine Trainingsgeräte und keine Snacks mithaben, dann macht einfach die Sachen, die Ihr sonst nicht machen dürft, weil Euch Eure Menschen nicht böse anbellen, wenn sie bei einem anderen Rudel eingeladen sind.
Und zweites: Wenn es Euch zu viel wird und Ihr nach Hause wollt, dann bellt Ihr sie einfach so lange an, bis sie genau das machen, was Hunderudel machen würden: gehen.
Also, nur nicht Euren Menschen sagen, sonst wirken die Tricks vielleicht nicht mehr.
Ciao, Caruso
Also kürzlich waren meine Menschen bei einem andern Menschenrudel zum Fressen eingeladen und haben mich da allen Ernstes mitgenommen, weil sie dachten, das würde mir und dem anderen Rudel gefallen. Dem anderen Rudel hat das auch tatsächlich gefallen - zuerst.
Aber mir hat es gleich von Anfang an nicht gefallen, weil ich am Abend, als gerade das Gras in meinem Garten so schön kühl wurde, noch einmal aus dem Dämmern gerissen wurde und gehen musste.
Und dann wurde es auch wirklich noch unfair: Die beiden Menschenrudel haben sich um einen Fresstisch herumgesetzt und gefressen. Für mich haben sie nicht nur nichts zum Fressen gehabt, sondern auch nicht einmal einen Ball oder einen Kauring. Ich hatte fast das Gefühl, ich gehöre gar nicht richtig zum Rudel meiner Menschen. Obwohl ich vielleicht sogar deren Boss werde.
© 2009 - 2021 Claus-Peter Unterberger